Neue Infotafeln an der Breitenbachtalsperre

Wussten Sie, dass die Breitenbachtalsperre die erste Talsperre in ganz Deutschland war, die als Damm aus Steinen und Lehm aufgeschüttet und nicht – wie bis dato üblich – als Mauer aus Blöcken und Quadern konstruiert wurde? Oder das zur Verfestigung der Felsmassen eine extra dafür entwickelte Maschine, das sogenannte „Mammutrüttelgerät“, zum Einsatz kam? Über die bewegte Geschichte des Bauwerks, seine baulichen bzw. betrieblichen Besonderheiten und noch vieles mehr klären seit Kurzem neue Infotafeln auf, die der Wasserverband Siegen-Wittgenstein (WVS) auf der Dammkrone aufgestellt hat. Sie ersetzen die bisherigen Hinweisschilder, die in den vergangenen Jahren durch Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
An fünf Stationen können die Talsperrenbesucher und -besucherinnen Halt machen und sich umfassend informieren, etwa darüber, welchen Einfluss die Jahreszeiten auf die Wasserqualität haben, wie die Talsperre zum Hochwasserschutz beiträgt oder warum das Wasser in den tieferen Schichten belüftet wird. Auch über den täglichen Wasserverbrauch erfahren Interessierte einiges.

Die Tafeln sind im selben Design gestaltet wie die Infotafeln an der Obernautalsperre und am Sohlbacher Weiher, die der Verband bereits vor zwei Jahren erneuert hatte. „Mit den Tafeln an der Obernautalsperre und am Weiher in Sohlbach haben wir gute Erfahrungen gemacht. Sie werden rege genutzt, das System hat sich bewährt. Darüber hinaus war uns ein gewisser Wiedererkennungswert wichtig. Deshalb haben wir mit der cognitio Kommunikation und Planung GmbH auf den gleichen Partner gesetzt wie damals“, erklärt WVS-Betriebsingenieurin Sarah Horstick, die das Projekt federführend betreut hat. Konkret bedeutet das: wie in Brauersdorf und Sohlbach bestehen, mit einer Ausnahme, auch die Infostationen an der Breitenbachtalsperre aus mindestens einer Tafel und einem vorgelagerten, niedrigeren Pult und besitzen kindgerechte, interaktive Elemente, die nicht nur zum Lesen, sondern auch zum spielerischen Entdecken und Mitmachen animieren. Die Hintergründe sind bewusst dunkel gehalten, um sie weniger anfällig für Verunreinigungen zu machen. Und die Dilldappen des heimischen Cartoonisten Matthias Kringe sind auch wieder am Start. Sie verraten den Betrachterinnen und Betrachtern unter anderem, wie viel Liter Wasser jeder Mensch täglich für die Toilettenspülung oder fürs Wäschewaschen verbraucht und was an der Talsperre erlaubt ist und was nicht. „Wir haben uns sehr gefreut, dass wir Herrn Kringe für die Mitgestaltung der Tafeln gewinnen konnten und hoffen, mit ihnen auf kurzweilige Art informieren und gleichzeitig für das Thema Trinkwasser sensibilisieren zu können“, so WVS-Geschäftsführer Dirk Müller.

Am spannendsten findet Sarah Horstick aber die „Zeitstrahl-Tafel“. Auf ihr finden sich Originalfotos vom Bau der Talsperre, sogar Panorama-Aufnahmen sind dabei. „Die bestehen eigentlich aus mehreren Einzelfotos, die man seinerzeit einfach aneinandergeklebt hat. Für die Infotafeln haben wir sie aufbereiten und digitalisieren lassen. Gleiches gilt für Zeitungsartikel, die sich um den Bau drehen“, berichtet die Betriebsingenieurin. Um diese Informationen zusammenzutragen, hat sie intensiv das WVS-Archiv durchforstet und dabei auch manche Anekdote zu Tage gefördert: „In einem Zeitungsartikel wurde darüber berichtet, dass nun die Bahnlinie bis Dortmund fertiggestellt ist, was für die Bauarbeiten ein riesiger Fortschritt war, da der Zement für die Talsperre aus Dortmund kam. Und ein Eintrag in einem Bautagebuch handelt davon, dass die Baucontainer mit einem Telefon ausgestattet wurden, mit dem auch die Arbeiter gegen ein Entgelt von der Baustelle telefonieren konnten. Wenn man so etwas liest, wird einem nochmal bewusst, wie alt das Ursprungsbauwerk schon ist. Das Projekt startete schließlich nur wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.“ Die Unterschiede zum Bau der Obernautalsperre seien groß: „Obwohl keine zwei Jahrzehnte dazwischenliegen, stammt das alles aus einer ganz anderen Zeit.“


Sarah Horstick und Dirk Müller sind überzeugt, dass es genau dieser Mix aus aktuellen Hintergrundinformationen und historischen Fakten und Fotos ist, der für Begeisterung sorgen kann: „Die meisten kennen die Breitenbachtalsperre nur in ihrer heutigen Art. Die Tafeln ermöglichen einen Blick hinter die Kulissen von heute, aber auch von damals. Die Besucherinnen und Besucher können sich somit auf eine Zeitreise der besonderen Art freuen.“
